Der Kaukasus, der Europa mit Asien verbindet, zählt zu den konfliktreichsten Regionen der Welt. In dem zerklüfteten, bergigen Gebiet an der Schnittstelle mehrerer historischer Großreiche haben sich über Jahrhunderte verschiedenste ethnische und religiöse Bevölkerungsgruppen angesiedelt, zwischen denen immer wieder Konflikte ausbrachen, oft befeuert von auswärtigen Mächten. Das schwierige historische Erbe, verschleppte Kränkungen, territoriale Streitigkeiten, die russische Sicherheitspolitik, eine desolate Wirtschaftslage, aber auch der Zerfall der Sowjetunion und die darauffolgende Schwächung staatlicher Strukturen sind Teil einer komplexen Gemengelage, die die Stabilität der Region (bis heute) nachhaltig beeinflusst.
Die Glasnost- und Perestroika-Politik Gorbatschows, die das Ende der UdSSR herbeiführte, weckte in allen Sowjetrepubliken und deren autonomen Teilrepubliken Hoffnungen auf nationale Souveränität. Auch in Tschetschenien, das im November 1990 seine Unabhängigkeit proklamierte, die weder von Russland noch international anerkannt wurde. Die anhaltenden Spannungen gipfelten in zwei Kriegen, die Tschetschenien zum Schauplatz von einem der wohl brutalsten Konflikte der Post-Sowjet-Ära machten. Die unselige Spirale aus politischem Versagen, militärischer Härte und erbittertem Widerstand erreichte im September 2004 einen weiteren tragischen Höhepunkt.
Tschetschenische Terroristen hatten damals die Mittelschule Nummer eins in Beslan überfallen und über 1100 Lehrer, Schüler und Eltern in der Turnhalle zusammengetrieben. Die Geiselnehmer forderten von der Regierung die Unabhängigkeit der Kaukasusrepublik, den Abzug der dort stationierten russischen Truppen, den Rücktritt Putins und die Freilassung tschetschenischer Gefangener. Doch darüber verhandelte Moskau nicht. Tage später stürmten Spezialkräfte das Gebäude. Mehr als 700 Geiseln wurden teils schwer verletzt, über 330 starben, darunter 186 Kinder. Im Jahr 2009 erklärte Russland den Konflikt offiziell für beendet. Für die zugrundeliegenden Probleme wurde aber nie nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht. Die Situation bleibt daher fragil.